Die Kugel für die Saisonbesten

Mit Eva Pinkelnig, Johannes Lamparter, Fabian Obmann sowie Johannes und Veronika Aigner holten insgesamt fünf Ski Austria Athlet:innen diesen Winter den Gesamtweltcup nach Österreich.

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Der Lohn für ein ganzes Jahr

Sie ist 46 Zentimeter hoch, wiegt stolze zwölf Kilogramm und ist die begehrteste Trophäe des Ski-Winters – die Rede ist von der FIS-Ski-Weltcup-Trophäe, besser bekannt als „große Kristallkugel“. Wer sie am Ende der Weltcupsaison sein Eigen nennen darf, ist der Beste seines Sports. Für fünf Ski Austria Athlet:innen ging dieser Karrieretraum jüngst in Erfüllung.

Johannes Lamparter

Nordische Kombination

Lang ist’s her, dass ein österreichischer Kombinierer am Ende der Saison die große Kristallkugel in die Höhe stemmen durfte. 22 Jahre nach Felix Gottwald durfte der Tiroler Johannes Lamparter in Lahti diesen
„Genussmoment“ auskosten. Beim Showdown in Finnland genügte dem 21-jährigen Ausnahmeathleten ein elfter Platz im vorletzten Rennen, um den größten Erfolg seiner Laufbahn zu feiern. Welchen Stellenwert diese Trophäe hat, zeigt auch ein Blick in die Geschichtsbücher. Nach Klaus Sulzenbacher (1988 und 1990) und Felix Gottwald (2001) ist Lamparter erst der dritte Österreicher, dem das in der Nordischen Kombination gelungen ist.

Das ist der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere und die Erfüllung eines Kindheitstraums. Der Gesamtweltcup ist das Größte, was man als Athlet erreichen kann.

Johannes Lamparter

Eva Pinkelnig

Skispringen

Bereits vor der finalen Weltcupstation in Lahti (FIN) war Eva Pinkelnig der Sieg im Gesamtweltcup nicht
mehr zu nehmen. Die 34-jährige Vorarlbergerin trat damit in die Fußstapfen ihrer Teamkollegin Sara Marita Kramer, die im Vorjahr die große Kristallkugel erobern konnte.
Für die Überfliegerin des Jahres war es generell eine Saison zum Zungeschnalzen. Die „Strahlefrau“ aus dem Ländle holte sechs Siege und 18 Podestplätze. Dazu kamen der Triumph beim Silvester-Tournament, zwei Vize-Weltmeistertitel bei der nordischen Ski-WM und als krönender Abschluss die große Kristallkugel.

Der Gesamtsieg ist die Krönung einer völlig verrückten Saison, die gezeigt hat, dass mit eisernem Willen, einer positiven Einstellung und einer großen Portion Humor im Leben vieles möglich ist.

Eva Pinkelnig

Fabian Obmann

Snowboard

Das dramatische Weltcupfinale der Raceboarder in Berchtesgaden wird Fabian Obmann wohl sein Leben lang nicht vergessen. Der Kärntner feierte beim letzten Einzel-Parallelslalom der Saison seinen ersten Weltcupsieg und avancierte dadurch zum großen Abräumer. Der Premieren-Erfolg beim Saison-Kehraus brachte Obmann nicht nur PSL-Kristall, sondern auch die große Kugel für den Gewinn des Parallel-Gesamtweltcups. Der 26-Jährige hatte die große Kristallkugel vor allem seinen konstant starken Leistungen zu verdanken. Am Ende aller Rechenspiele lag Obmann (485 Punkte) vier Zähler vor dem Italiener Maurizio Bormolini.

Ich habe mein erstes Rennen gewonnen und gehe jetzt mit zwei Kristallkugeln heim. Vor dem Rennen habe ich nicht einmal gedacht, dass das rein rechnerisch möglich ist.

Fabian Obmann

Johannes und Veronika Aigner

Paraski

16 Rennen, 16 Siege – in den USA würde man in allen Mannschaftssportarten angesichts einer solchen Bilanz von einer „Perfect Season“ – also der perfekten Saison – sprechen. Paraski-Ass Johannes Aigner, der mit seinem Guide Matteo Fleischmann in der Klasse der sehbehinderten Athleten ein „Dream Team“ bildet, darf heuer auf eine solche zurückblicken. Dafür gab es am Ende nicht nur die große Kristallkugel, sondern auch die Disziplinen-Siege in Slalom, Super- G und Abfahrt. Nur die RTL-Kugel schnappte ihm der Italiener Giacomo Bertagnolli weg. Grund dafür: Eine Weltcup-Station musste der erst 17-jährige Saison-Dominator aufgrund einer Verletzung von Begleitläufer Fleischmann auslassen.

Ich freue mich sehr über die große Kristallkugel. Das zeigt, dass man während der gesamten Saison seine Leistung gebracht hat, und ist die Draufgabe auf einen äußerst erfolgreichen Winter.

Johannes Aigner

Nicht weniger erfolgreich präsentierte sich seine ebenfalls sehbehinderte Schwester Veronika Aigner. Die 20-jährige Niederösterreicherin, die auf Guide (und Schwester) Elisabeth vertraut, machte es allerdings etwas spannender und fixierte die Kristallkugel erst beim allerletzten Saisonrennen in Cortina d’Ampezzo. Im Slalom genügte ein zweiter Platz hinter ihrer Ski-Austria-Teamkollegin Elina Stary, um in der Gesamtwertung 80 Punkte Vorsprung vor der Italienerin Chiara Mazzel zu haben. Zudem sicherte sich Veronika Aigner die Kugeln in der Slalom- und Riesenslalom-Gesamtwertung.

Am Ende ist es doch noch recht knapp geworden und zum Schluss war es vor allem mental ein richtiger Kampf. Jetzt die Kugel in Händen zu halten ist ein unbeschreibliches Gefühl – das bedeutet mir sehr viel.

Veronika Aigner